Teil 8 meiner Reihe „Sprichwörter, die man dringend durch moderne Varianten ersetzen sollte!“

Zwei Fussball-Fans stehen mit einem Bier in der Hand vor einem Spiel gegen den Lokalrivalen vor dem Stadion und unterhalten sich über die letzte Partie der beiden Mannschaften, die für die eigene verloren ging.
„Du weißt ja, wie das läuft. Letztes Mal haben die zwar gewonnen, aber dieses Mal pushen wir unsere Jungs nach vorne und dann zeigen wir es denen! Das lassen wir nicht auf uns sitzen!“
Der andere nickt während der Ausführungen eifrig und stimmt schließlich zu:
„Ja, das gibt Rache. Du weiß ja, wie es heißt: Auge um Auge…“
Beide prosten sich in Eintracht zu und trinken erstmal einen großen Schluck.
Bei „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ handelt es sich um ein Zitat aus der Bibel, das mit dem gerade beschriebenen Rachegedanken eigentlich nichts zu tun hat. Im zweiten Buch Mose ist es Teil einer Aufzählung rund um die Wiedergutmachung bei entstandenem Schaden und soll also ein Gerechtigkeitsprinzip ausdrücken: Wenn man Schaden angerichtet hat, muss man eine adäquate Kompensation leisten. Dabei muss man das biblische Wort nicht eins zu eins übertragen, man verstand es auch früher eher als anschauliche Regel und nicht als wortwörtliche Anweisung. Auch Jesus verwendet das Sprichwort und stellt es in einen friedfertigen Zusammenhang, indem er darauf verweist, dass die Logik von Tat und Strafe häufig zu einer Spirale von Gewalt führt, die man nur durch Gewaltverzicht durchbrechen kann. Das Sprichwort in seiner heutigen Bedeutung entspricht also nicht mehr der biblischen Grundlage.
Die umfassende Erklärung zeigt schon, dass diese Redewendung dringend ein Update braucht, daher hier mein Vorschlag:
„Selfie für ein Selfie, Post für Post.“
Mein Lieblingsergebnis der KI lautet übrigens so: „Karma hat jetzt Expressversand.“
