Schonmal auf Tuchfühlung gegangen?

Neuer Ort, neue Wohnung, neue Schule, neue Leute. Carina trödelt morgens zu Hause herum und kommt nicht so richtig in die Gänge. Ein wenig genervt fragt ihre Mutter sie:
„Machst du dich bitte endlich fertig? Wir müssen gleich los.“
Carina seufzt und setzt sich in Bewegung, um ihren Rucksack fertig zu packen, zeigt dabei aber keine Anzeichen von Begeisterung, was ihre Mutter wieder zu einer Frage ermuntert:
„Was ist denn los?“
Carina zieht die Schultern hoch und entgegnet:
„Ich hab keine Lust auf die Schule.“
Ihre Mutter fordert sie auf, sich auf einen Stuhl zu setzen und nimmt selbst auf einem anderen Platz:
„Ist es, weil du niemanden kennst? Hast du Angst, dass keine Freunde findest?“
Carina nickt und schaut ihre Mutter an, als diese sagt:
„Das verstehe ich, aber du machst dir zu viele Sorgen. Wenn ihr erstmal auf Tuchfühlung gegangen seid, dann wirst du ruck zuck neue Freunde finden.“

Carina wundert sich, wieso sie ein Tuch mit zur Schule nehmen soll und wie genau sie dann damit Freunde finden soll.

Carinas Verwirrung ist berechtigt, denn dieses Sprichwort ist so weit weg von unserer heutigen Realität, dass wir es aus unseren eigenen Erfahrungen heraus nicht mehr erschließen können.

Es kommt aus der Soldatensprache früherer Tage, wenn diese sich nebeneinander aufstellen mussten. Der richtige Abstand zum Nebenmann war dann erreicht, wenn sich die Ärmel der Soldaten leicht berührten, wenn also ein „Tuch“ das andere „gefühlt“ hat.

Heute verwendet man dieses Sprichwort etwas allgemeiner und es kann sowohl für körperlichen wie auch für informellen Kontakt stehen. Man könnte es auch als „Kontakt aufnehmen“ verstehen.

Da dieses Sprichwort schon mehrere hundert Jahre alt ist und unbedingt nach einem Update verlangt, schlage ich dieses neue Sprichwort vor und greife dabei auf die Geschichte von Carina zurück:

„Du wirst schon mit jemandem matchen.“

Mein KI-Highlight zu diesem Sprichwort ist übrigens das hier:
„Offline-Connection auf Augenhöhe.“